Riesen-Diskussion um Altersarmut: Reicht meine Rente noch zum Leben?

Warum die Zuschuss-Rente das Problem nicht löst – und neun weitere Wahrheiten über das Leben im Alter

Von: Von DIRK HOEREN

Berlin – Ein Angstwort ist in aller Munde: ALTERSARMUT! Seit Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit ihrem Plan für eine Zuschussrente vorgeprescht ist, fragen sich Millionen Beitragszahler: Werde ich als Rentner zum Bettler?

BILD nennt die zehn Wahrheiten zur Altersarmut:

• Gefährdet sind Arbeitslose, Frührentner!

Altersarmut droht, wenn nicht genügend in die Rentenkasse eingezahlt wird. Betroffen: Geringverdiener (unter 2000 Euro/Monat), wer länger arbeitslos war und Erwerbsgeminderte.

• Die Kürzung der Renten ist politisch gewollt! Die Altersarmut ist auch „hausgemacht“. Sämtliche Bundesregierungen der vergangenen Jahrzehnte haben in die Renten eingegriffen (z. B. Absenkung Rentenniveau von 51 auf 43 % des im Arbeitsleben erarbeiteten Bruttolohns, Abschläge), um sie zukunftsfest (viele Alte, wenig Beitragszahler) zu machen.

• Die Riester-Rente hilft nicht allen! Die Riester-Rente sollte Kürzungen der Rente ausgleichen. Aber viele Geringverdiener können oder wollen sich die Zusatz-Vorsorge nicht leisten. Hinzu kommt: Die Riester-Rente wird auf die Grundsicherung im Alter (Hartz IV für Senioren) angerechnet, lohnt sich deshalb für viele nicht.

• Der Staat greift zu! Trotz sinkender Renten greift der Staat immer mehr Rentensteuer ab. Die Eckrente nach 45 Jahren Durchschnittsverdienst (1263 Euro) ist jetzt schon steuerpflichtig. 2,66 Mio. Senioren müssen zahlen.

• Niemand weiß, ob Altersarmut ein Massenphänomen wird. Nur 412 000 (2,5 %) über 65-Jährige beziehen Grundsicherung im Alter. Ihre Rente wird von den Sozialämtern im Schnitt auf rd. 650 Euro aufgestockt. In Zukunft wird die Zahl zwar steigen, aber niemand weiß, wie stark.

• Statistiken stimmen nicht immer. Laut Rentenversicherung bekommen 3,9 Mio. Rentner weniger als 300 Euro im Monat. Aber die sind längst nicht alle arm. Oft verbergen sich dahinter Beamte oder Selbstständige mit anderer Altersversorgung, die  während der Ausbildung Rentenbeiträge gezahlt haben.

• Die Zuschussrente löst das Problem nicht! Auch wenn die Rente eines Geringverdieners auf 850 Euro aufgestockt wird, sind damit keine großen Sprünge drin. Und: Den Zuschuss gibt es nur, wenn 35 Jahre (!) lang zusätzlich privat vorgesorgt wurde. Das schaffen nur wenige Geringverdiener.

• Fleiß wird bestraft! Wer als Geringverdiener Überstunden macht, kann seine Rente steigern. Kommt er dadurch knapp über die Grenze von 850 Euro eigene Rente, erhält er  keinen Zuschuss. Hätte er sich nicht angestrengt, bekäme er die 850 Euro Zuschussrente auch so – ganz ohne eigene Initiative.

• Der Rentenzuschuss ist ungerecht! Wer 40 Jahre 1000 Euro/Monat verdient, hat einen Rentenanspruch von 415 Euro. Durch die Zuschussrente würde die Rente mehr als verdoppelt. Er bekäme also mehr als 40 Beitragsjahre geschenkt. Wer 1500 Euro verdient hat, bekommt nur 15 Beitragsjahre geschenkt – gerecht?

• Niemand wagt sich an  die Beamtenpensionen! Mindestens so drängend wie die Altersarmut ist das Problem der übertriebenen Beamtenpensionen. Staatsdiener bekommen eine MINDEST(!)-Pension von rd. 1500 Euro. Laut Bundesregierung lag das Durchschnitts-Pensionsalter der Bundesbeamten 2011 bei 57,5 Jahren. Durchschnittspension der Spitzenbeamten: 3805 Euro!

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